Geologie

GEOLOGIE UND FUNDSTELLEN

Die Stadt Herborn liegt am Rande der alten Bergbaugebiete des
Siegerlandes und des Schelderwaldes. Auch wenn der Bergbau heute Geschichte ist – das
letzte Eisenerzbergwerk im Schelderwald (Falkenstein) wurde Anfang der 70er Jahre still
gelegt -, bieten die verbliebenen Halden der ehemaligen Gruben dem Mineraliensammler ein
reichhaltiges Betätigungsfeld. Hinzu kommen die Steinbrüche (Basalt, Diabas, Kalk) in
der näheren und weiteren Umgebung von Herborn, die Zeugnis ablegen für eine
ereignisreiche Erdgeschichte.

Die Steinbrüche erweitern die Vielfalt der möglichen
Mineralfunde beträchtlich, da dort vorkommende Mineralien z.T. aufgrund anderer
Entstehungsbedingungen unterschiedliche Paragenesen bilden.

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Ausschnitt aus: Geologische Übersichtskarte von Hessen 1 : 300.000 – GÜK 300.

“Darstellung auf der Grundlage von Daten und mit Erlaubnis des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie, Wiesbaden”

 

Das Lahn-Dill-Gebiet nimmt den südöstlichen Zentralteil des rechtsrheinischen
Schiefergebirges ein. Der Ausschnitt aus der Geologischen Übersichtskarte von Hessen
1:300000 zeigt deutlich, dass die geologischen Großstrukturen (Sättel, Mulden)
vorwiegend südwestlich-nordöstlich streichen. Übergeordnete Großstrukturen sind von NW
nach SO der Siegener Block, die Dillmulde, die Hörre, die von Geologen wie die Giessener
Grauwacke als Deckenüberschiebung gedeutet wird, die Lahnmulde und das
Taunus-Antiklinorium aufeinander.

Diese Abfolge von Sätteln und Mulden, die ihrerseits wieder
in Becken und Schwellen untergliedert sind, überliefert eine Ablagerung von Sedimenten
und zeitgleiche Entstehung von Vulkanisten während des Devons und Unterkarbons, die im
Zuge der variscischen Gebirgsbildung im Oberkarbon gefaltet und geschiefert wurden.
Nachfolgende tektonische Bewegungen, vor allem während des Mesozoikums
(Trias-Jura-Kreide)  führten zu einer weiteren
Zerlegung der variscischen Strukturen in einzelne Schollen und Blöcke, mit dem Ergebnis
einer geologisch sehr abwechslungsreichen Gliederung des Lahn-Dill-Gebietes.

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Grafik: Jens
Schneider

Hinweis:
Antiklinorium = “Ein Bündel von parallel verlaufenden und zusammengehörenden
(Groß-) Falten …, wenn die in der Mitte liegenden Sättel besonders hoch emporragen und
eine gedachte Linie, die die höchsten Sattelpunkte quer über das Faltenbündel
verbindet, eine weit gespannte, nach oben gekrümmte Form einnimmt.”

(Geol. Karte von Nordrhein-Westfalen 1 : 100 000. Erläuterungen zu Blatt 5114
Siegen. Geol. Landesamt Nordrhein-Westfalen. Krefeld 1985, S.50)

Im direkten oder indirekten Zusammenhang mit dem devonischen
bzw. karbonischen Vulkanismus stehen viele hydrothermale Erz- und Mineralbildungen, die
vielfach Gegenstand eines intensiven Bergbaus waren. Im Dillgebiet erstrecken sich die
Mineralienfundstellen, die auf ehemalige Metallerz-, Baryt- und Schiefergruben
zurückgehen, von Langenaubach bis Mandeln:


Erzgruben Dillkreis.JPG (430569 Byte)

In: Stoppel, D.,
Auf Erzsuche. Zur Geschichte des Silber-, Kupfer- und
Schwerspatbergbaus

im Raum Biedenkopf – Dillenburg. Bode-Verlag, Haltern 1988 S.50

mit freundlicher Genehmigung: Bode-Verlag, Haltern  http://www.bodeverlag.de

 

Im ehemaligen Bergrevier Wetzlar befand sich die Grube
Rotläufchen/Waldgirmes und im ehemaligen Bergrevier Weilburg die Grube Mark bei
Essershausen im Taunus, um einige Sammelschwerpunkte zu nennen. In der Reichweite der
Herborner Sammler liegt auch noch das Siegerland, das sich nach Norden mit zahlreichen
ehemaligen Gruben auf Eisen- und Buntmetallerze anschließt.

Eingeschaltet in die paläozoischen Ablagerungen sind
vulkanische Gesteine. Dabei handelt es sich überwiegend um niedriggradig metamorph
überprägte basaltische Schmelzen (Metabasalte) wie auch um Vulkaniklastite aus dem
Oberdevon bzw. dem Unterkarbon, die teilweise untermeerisch gefördert wurden.  Die
Vulkaniklastite   entstanden infolge explosiver Eruptionen und submarine
Umlagerungen des im Meer zerkleinerten Lockermaterials, das sich in der Folgezeit
verfestigte, metamorph überprägt und geschiefert wurde (Schalstein).

Metabasalt (Diabas) wurde und wird in zahlreichen
Steinbrüchen abgebaut, die z.T. sehr reichhaltige Mineralparagenesen aufweisen:
Herbornseelbach, der „Haussteinbruch“ der Herborner Mineraliensammler,
Oberscheld, Oberdieten, Hartenrod, Steinperf.

Die  Eruptionen schufen untermeerische Vulkankomplexe,
die in einzelnen Vulkanen auch über den Meeresspiegel ragten und dann kleine Inseln
bildeten. Sie waren im flachen Schelfmeer der Ansatzpunkt für Saumriffe, deren Kalk heute
an vielen Stellen im Lahn-Dill-Gebiet abgebaut wird.

Der Kalksteinbruch bei Breitscheid-Medenbach war berühmt
für seine Kappenquarze. Im Kalkbruch des Wetzlarer Zementwerkes in Hermannstein können
u.a. Karbonate und Manganmineralien gefunden werden.

Westlich der Dill liegt das tertiäre Vulkangebiet des
Westerwalds, in dem z.B. der Steinbruch in Roth hervorragende Natrolithe lieferte.
Ebenfalls ins Tertiär gehört das geschlossene Vulkangebiet des Vogelsbergs, dessen
westlicher Teil noch am östlichen Kartenrand in den Kartenausschnitt hineinragt. Die
Steinbrüche in Langd bei Hungen und in Ortenberg bei Nidda waren vor allem wegen der dort
zu findenden Zeolithe das Ziel von  Mineraliensammlern.